Haus- und Gartenbau aus einem Guss
Wenn zukünftige Hausbesitzer mit dem Bau ihres Eigenheims beginnen, scheinen Haus und Garten für die meisten zwei vollkommen verschiedene Universen zu sein. Dabei gibt es gute Gründe dafür, den Garten gemeinsam mit dem Haus bereits auf dem Reißbrett entstehen zu lassen. Gartengestalter Jörg Herrhammer weiss welche das sind.
Oft wird der professionelle Gartengestalter von Grundstücksbesitzern eher später als früher vor die Aufgabe gestellt, einer fertigen Immobilie einen passgenauen grünen Rahmen auf den Leib zu schneidern. „Doch aus ästhetischen Gesichtspunkten ist es durchaus reizvoll, möglichst früh den Schulterschluss zwischen Hochbau- und Gartenarchitektur zu suchen“, so Jörg Herrhammer. Schließlich gewinnt der Garten als Verlängerung des Wohnbereichs unter freien Himmel seit Jahren an Stellenwert. An ihn werden daher hohe Ansprüche in Sachen Optik, Komfort und Aufenthaltsqualität gestellt. Zudem können Linienführungen, Proportionen und Materialien von drinnen und draußen optimal aufeinander abgestimmt werden.
Die Frage des Standorts
Ist das Grundstück erst sorgfältig ausgewählt, stellt sich immer noch die Standortfrage – nämlich wo das Haus auf dem Grundstück positioniert werden soll. „Hierbei sind Aspekte wie die Größe des Vorgartens zu berücksichtigen, der immerhin eine ganze Reihe von Funktionen übernehmen und gleichzeitig noch möglichst schön und einladend aussehen soll“, weiß Gärtnermeister Jörg Herrhammer. Auch die Ausrichtung der Fensterflächen und Türen hat enorme Auswirkungen auf die Gartengestaltung. „Der Zugang zur Terrasse sollte am besten im Süden liegen, um hier auf dem Hauptsitzplatz möglichst lange die Sonne genießen zu können“, rät der Gartengestalter. Bei freistehenden Häusern ist auch der Abstand zu den seitlichen Grundstücksgrenzen zu beachten: Wie können hier noch sinnvoll nutz- und gut gestaltbare Flächen entstehen? Außerdem ist nicht jedes Grundstück bretteben. Eventuell vorhandene topographische Besonderheiten wie leichte Anhöhen oder Senken können schon bei der Anlage des Hauses auf der Parzelle berücksichtigt und unter Umständen als Element in die Gartengestaltung einbezogen werden.
Verzahnung von Innen- und Außenraum
Selbst die Raumfolge des Hauses kann mit der Gartengestaltung verzahnt werden, etwa, wenn eine Frühstücksterrasse an der Küche gewünscht ist oder der Kinderspielbereich vom Zimmer des Nachwuchses aus zugänglich sein soll. Die Fenster sollten nicht nur für den Lichteinfall in die Immobilie, sondern auch für einen möglichst schönen Ausblick sorgen. Aus diesem Grund wäre es auch bei deren Ausrichtung im Haus wünschenswert, daran zu denken, dass der Bereich vor ihnen ansprechend gestaltet werden kann. Selbst Baumaterialien, die drinnen wie draußen gleichermaßen zum Einsatz kommen, können für beide Projekte zusammen und damit in der Regel günstiger bestellt werden. „Wir erleben es immer wieder, gerade auch bei großen Grundstücken, dass beim Hausbau nicht darüber nachgedacht wird, dass auch im Garten Versorgungsleitungen und Anschlüsse benötigt werden“, erzählt Jörg Herrhammer. Strom etwa für die Beleuchtung auch der hinteren Gartenbereiche oder vom Haus entfernter Sitzplätze, Wasseranschlüsse zum Gießen: Aus Sicht des Gartengestalters sind dies Grundlagen, deren Installation während des Hausbau weit günstiger ist als sie später nachzurüsten und aufwendig Verbindungen zur Haustechnik herstellen zu müssen.
Frühzeitig Leben in den Garten bringen
Früher schon an später denken, lautet hier der Appell des Experten. Wer schon vor Beginn der Bauarbeiten am Haus weiß, welche Elemente in seinem Garten einmal Platz finden sollen, kann auch frühzeitig planen, wie sie dort hingelangen sollen. Das beste Beispiel sind größere Bäume. Diese können natürlich auch nach Errichtung des Hauses in einen Garten geschafft werden – meist allerdings mit erheblich mehr Aufwand als wenn sie schon vor dem Hausbau dorthin transportiert werden. „Natürlich sollte die Position der Bäume auf dem Grundstück so sein, dass sie nicht durch die Baumaßnahmen in Mitleidenschaft gezogen werden“, erklärt Jörg Herrhammer.
Alle anderen Pflanzungen sollten nach seiner Empfehlung erst später erfolgen. Sein Tipp: „Sobald der verputzte Rohbau steht, können die Gartenbauer anfangen. Der Innenausbau zieht sich in der Regel noch über Wochen oder gar Monate, beeinträchtigt aber das Grundstück kaum noch.“ So gewinnen die Gartenbauer wertvolle Zeit, die letztendlich dem Komfort der Haus- und Gartenbesitzer zugutekommt. Schließlich können sie dann nicht nur in ein fertig ausgebautes Haus einziehen, sondern auch einen schon gestalteten Garten genießen, dessen Pflanzen bereits Zeit hatten, ordentlich Wurzeln zu schlagen.